Johannes Paul Raether: Transformellae ikeae – Constructing The Bio-Techno ReproTribe

15/10/2015 — 12/12/2015

FertilityCave 1.0.6 - Mirror Cryo Kommunisat, 2015, Photo: Smina Bluth

FertilityCave 1.0.6, 2015, Photo: Smina Bluth

FertilityCave 1.0.6 - Mirror Cryo Kommunisat, 2015, Photo: Smina Bluth

FertilityCave 1.0.6 - Kommunisat, 2015, Photo: Smina Bluth

FertilityCave 1.0.6, 2015, Photo: Smina Bluth

FertilityCave 1.0.6 - Mirror Cryo Kommunisat, 2015, Photo: Smina Bluth

Johannes Paul Raether, Systema identikturae, 2015, Detail, Design: Elsa Westreicher

Ausstellung und ReproReality Hack Lab kuratiert von Suza Husse

15. Oktober, 18 h Eröffnung

„’Reproduction‘ – or less inaccurately, the generation of novel forms- need not be imagined in the stodgy bipolar terms of hominids.“ Donna Haraway

Am 15. Oktober eröffnet District das Projekt Transformellae ikeae – Constructing The Bio-Techno ReproTribe des Künstlers Johannes Paul Raether. Im Mittelpunkt der Ausstellung, der Veranstaltungen und Performances steht die Figur Transformella, Königin der Trümmer und Leihmutter des Instituts für Reproduktive Zukünfte. Sie ist eine der multiplen, fiktionalen Identitäten und hysterisch-subversiven Drag-Charaktere des sich seit 2009 zyklisch entwickelnden Systema identitekturae. Raethers Performancesystem versammelt Verkörperungen, Material- und Bildwerdungen gesellschaftlicher Paradoxien und katastrophaler politischer Aktualitäten.

Transformella widmet sich darin als Forschungsavatar der Behauptung eines emanzipatorischen Potentials biomedizinischer Innovationen auf dem Gebiet der Assistierten Reproduktiven Technologien. Nach 5 Jahren der Wanderung und Appearances in Europa, USA und Indien kehrt sie nun nach Berlin zurück, um ihren eigenen Werdenszyklus abzuschließen und sich in eine an Open-Software angelehnte Versionierung ihrer selbst zu begeben (Forking Version 0.0.1 bis 2.0.1).

Ausgangspunkt der Ansiedlung des entstehenden techno-organischen Mythos der Spezies Transformellae bei District bleibt weiterhin die Frage nach realen und potentiellen Möglichkeiten von kommunaler Zeugung und Elternschaft. Für die queerfuturistische Auslotung solcher Szenarien im Zeitalter globalisiert-industrieller Erzeugung menschlicher Nachkommenschaft macht sich die Figur nun an die praktische Konstruktion des „Wir“ – dem potentiellen politischen Subjekt, das bislang in ihrem repro-kommunalen Manifest nur behauptet wurde.

Ihre Residenz beginnt Transformella mit einem Übergangsritual, der Herstellung des Mirror Cryo-Kommunisats in der klinisch anmutenden FruchtbarkeitsCave 1.0.5. Sie beherbergt sowohl die performativen Erscheinungen der versionierenden Transformellae, als auch eine Reihe von Materialisationen des vergangenen Zyklus, sowie die Zusammenkünfte des ReproReality Hack Lab.

In dieser Reihe von Versammlungen öffnet sich Transformella der gemeinschaftlichen Wissensproduktion, Kritik und praktischer Aneignungsversuche. Dabei geht es um die Aneignungstechniken des queerfemistischen Hackings von Biotechnologien (Gynepunks), einem b2b Meeting zum emerging market des “Living Strategy Design” (Ashkan Sepahvand), einer politischen Kritik an reproduktiver Arbeit (Felicita Reuschling / Kitchen Politics) und der praktischen Designarbeit am Neo-Kommunehaus (Robert Burghardt & Anna Heilgemeir).

Im Dezember werden die bis dahin kollektiv erarbeiteten Modi einer neuen ReproRealitaet in die geforkte, neue Drag-Avatara Transformalor eingehen. Ihre Mission wird es sein, den entstehenden repro-kommunalen Stamm, sei er Fiktion oder potentielle Realität, modellhaft in die Normalität einer Lebensprothesen- und Arbeitsraumfabrik in der Nachbarschaft von District einzusetzen.

Cryo-Kommunisat
in FruchtbarkeitsCave 1.0.5
15. Oktober 2015
Eröffnung 18 h
Performance 20 h

ReproReality Hack Lab
Zusammenkünfte mit Transformella ikeae in der FruchtbarkeitsCave 1.0.5

WE ARE IN A MEETING
Eine öffentliche Beratung zwischen Ashkan Sepahvand, Gesellschafter der Quertek Incorporated und Transformella ikeae
14. November 2015, 12–17 h
auf englisch

Anlass des Treffens ist die Einbeziehung von Expertise über reproduktive Zukünfte in die Agenda on Living Environments der Quertek zur Erweiterung seiner Übermaterial® Ergänzungsstoffe und Dienstleistungen. Diese auf fünf Jahre ausgerichtete Unternehmensstrategie zielt auf die Erschließung neu entstehender Märkte im Bereich des strategischen Lebensdesigns. Das Format der fiktionalen „Unternehmensberatung“ wird zum Modus der Auseinandersetzung mit der kreativen Logik des kapitalistischen Realismus und mit der Frage, wie sich durch performative Spekulation die Zukunft hacken ließe. Basierend auf Shulamith Firestones Text The Two Modes of Cultural History (1970), in der sie eine „Gegenkulturelle Revolution“ in der Zukunft vorausdenkt, geht es in dem Treffen um Praktiken zur Beschleunigung von Trans-formation.

ReproReal-Estate HackLab
Ein Planungsworkshop für neo-kommunale Architekturen
Robert Burghardt & Anna Heilgemeir, Architekt*innen und Stadtaktivist*innen
15. November, 11–19 h
auf deutsch

Wie lassen sich die räumlichen Zusammenhänge gesellschaftlicher (Reproduktions)Beziehungen neu formulieren? Mit Blick auf die Grundrisse historischer Kommunen, wie die Kommunehäuser der Konstruktivistinnen, Formen kommunaler Versorgung oder die Kommunen der 68’er, und heutiger Modelle gemeinschaftlicher Wohn– und Lebensformen bietet der Planungsworkshop Anlässe zur kollektiven Projektion der queerfuturistischen Kommunearchitekur des Transformellae-Stammes. Als materielles Prinzip, das Beziehungsweisen ermöglicht und untermauert, wird der Grundriss zum Ausgangspunkt des gemeinsamen Hackens von Architekturen, Stadtvierteln, Inseln oder Gebieten.

Reproduktionstechnologie, Reproduktive Arbeit und Familie im 21.Jahrhundert
Ein dialogischer Workshop in zwei Teilen
Kitchen Politics, vertreten durch Felicita Reuschling, Kuratorin und Autorin
21. November 2015, 14–18 h
auf deutsch

Im Gespräch mit Transformella ikeae lädt das Kollektiv Kitchen Politics zur gemeinsamen Reise durch die Geschichte und Gegenwart von Technoutopien. Ausgangspunkt bildet ein Rückblick auf feministische Visionen zu Lebensformen und Reproduktionstechnologien aus Texten von Shulamith Firestone, Marge Piercy und Donna Haraway. Im zweiten Teil des Workshops bilden die von Kitchen Politics in ihrem aktuellen Buch Sie nennen es Leben, Wir nennen es Arbeit. Biotechnologie, Reproduktion und Familie im 21. Jahrhundert (Melinda Cooper, Catherine Waldby, Felicita Reuschling, Susanne Schultz, 2015) formulierten Thesen Ausgangspunkte für eine Diskussion von Biotechnologien im Kontext des Neoliberalismus.

Open Lab Gynepunk V.04
Open Science Friction Workshop
Gynepunks, vertreten durch Paula Pin und Beka, Künstlerinnen, Forscherinnen und Aktivistinnen (Calafou, Barcelona)
22. November 2015, 12–19 h
auf englisch

Das Kollektiv Gynepunks arbeitet an der Entwicklung von DIY-DIT-Geräten auf der Grundlage von Open Technologies für körperanalytische Experimente und radikale Formen transdisziplinärer Zusammenarbeit. Im Open Lab werden die Teilnehmer*innen DIYMikroskope oder 3D-Spekulums herstellen und die von Gynepunks entwickelten Bio-Hacking-Anwendungen auf ihr Potential für die queerfeministiche Aneignung von Reproduktionstechnologie befragen. Basierend auf ihren transhackfeministischen Praktiken und Theorien öffnet der Workshop einen Spekulationsraum an der Schnittstelle von Biointerfaces, Kybernetik, queerer Naturwissenschaft, posthumanen Diskursen und technospirituellen Ritualen.

Bitte melden Sie sich für die Versammlungen und Workshops des ReproReality Hack Lab bis zwei Tage vor der Veranstaltung über post@district-berlin.com an.
Für den Workshop Open Lab Gynepunk V.04 fällt eine Materialgebühr von XXX für die Bestandteile zum Bau der DIY-Mikroskope an. Nach dem Workshop gehören sie den Teilnehmer*innen.

Transformalor Kristallisation
Performance-Intervention
12. Dezember 2015, 13 h
Für maximal 25 Teilnehmer*innen. Bitte melden Sie sich bis spätestens zwei Tage vor der Performance über post@district-berlin.com an.

FruchtbarkeitsCave 1.0.5
Ausstellung
15. Oktober–13. Dezember 2015
Dienstag bis Samstag 14–18 h

Danke an unsere Partner: Malzfabrik, Nordvlies und Medienpartner: Jungle World und Missy Magazin.

Team
Sabrina Dal Vera und Isa Hönle, kuratorische Assistenz; Lisa Erb, künstlerisch-wissenschaftliche Assistenz; Janine Halka, Koordination Künstlerische Bildung; Suza Husse, Künstlerische Leitung; Andrea Caroline Keppler, Projektmanagement; Johannes Paul Raether, Künstler; Marc Schamuthe und Sebastian Gündel, technische Betreuung, Frank Sippel, Geschäftsführer, Elsa Westreicher, Grafische Gestaltung.

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