Act III: Breaking the News – Dynamics of the Commentary in the Curatorial

20/06/2015 — 04/07/2015

Christina Kral, Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Breaking the News - Dynamics of the Commentary in the Curatorial, 2015, Photo: Emma Haugh

Curatorial Practices. Fields and Techniques III

Kuratiert von Michaela Richter, in Zusammenarbeit mit Christina Kral

AUSSTELLUNG

Der Kommentar erklärt, bewertet und argumentiert aus einer subjektiven Position heraus, als Instrument der Meinungsbildung dient er der Hinterfragung von bestehenden Wahrheitsdiskursen. In diesem Sinne stellt er eine Form der Kritik an politischen, sozialen und ökonomischen Prozessen dar, die über Perspektivwechsel und das Herstellen von neuen Bezügen Machtmechanismen offenlegt und problematisiert.

Breaking the News widmet sich der Untersuchung kuratorischer Praktiken, die eine schnelle, konkrete Stellungnahme auf drängende tagespolitische Fragen und Diskurse darstellen – ein Vorgehen, das mit dem Begriff des „Kommentars“, so wie er journalistisch definiert wird, charakterisiert werden kann.

Breaking the News konzentriert sich auf die potentielle Virulenz des Kommentars (zusammen mit den kennzeichnenden Eigenschaften wie Spontaneität, Subversivität und Direktheit) und untersucht, mit welchen Mitteln sich Denkmuster hinterfragen und Diskussionen eröffnen lassen. Mechanismen der Wissensproduktion, Lesbarkeit, Multiperspektivität, Dialog und Strategien der Kooperation sollen auf ihre Relevanz für kuratorische Praktiken der Intervention hin betrachtet werden.

Folgende Fragen geben Breaking the News ihren investigativen Rahmen: An welcher Stelle kommt der Kommentar zum Einsatz, durch welche Konventionen wird er bestimmt, welche Erwartungen sind damit verbunden und wie wird auf ihn reagiert? Was sind aktuelle strukturelle Merkmale von Kommentaren und wie beeinflussen diese ihre Wahrnehmung? Welches vielfältige Verhältnis weist eine „fast response“ zu Prekarität, Verantwortung und Informationskultur auf?

Über einen interdisziplinären Dialog versammelt Kuratorin Michaela Richter in Zusammenarbeit mit Künstlerin Christina Kral verschiedene Manifestationen des Kommentars in einer Ausstellungssituation – Recherchen und Fragestellungen, die eine Annäherung an seine individuellen Methoden und eine Auseinandersetzung mit deren möglichen Stärken und notwendigen Defiziten ermöglichen.

WORKSHOP: HOW DO YOU KNOW I AM REAL?

Anlässlich der Ausstellung Breaking the News befasst sich der Workshop mit kuratorischen und künstlerischen Formaten, die Räume für die Diskussion sozialer und politischer Inhalte schaffen. Unter dem Titel „HOW DO YOU KNOW I AM REAL?“ sollen zwei Fragestellungen eingehender behandelt werden: 1. Von welchen Formen von Partizipation gehen Kommentarformate aus und welche Funktion übernehmen deren Betrachter*innen – korrespondieren oder konsumieren sie? 2. Wie spiegeln sich diese Ansätze nicht nur in individuellen kuratorischen oder künstlerischen Praktiken wider, sondern auch in der alltäglichen Arbeit von Kulturschaffenden im institutionellen Kontext?

Während des eintägigen Workshops untersuchen wir die Auseinandersetzung mit tagespolitischen Themen als Bestandteil der eigenen Praxis und inwieweit institutionelle Infrastrukturen (Deadlines, Budgets, hierarchische Interessenlagen oder Selbst-Organisation) den Kommentar zu einer bestimmten Situation beschleunigen, verzögern oder beeinflussen können. Jede*r Teilnehmer*in ist gebeten, ein Objekt, einen Flyer, Zeitungsartikel oder eine Idee mitzubringen, in der sich eine politische oder soziale Begebenheit manifestiert, die ihr / ihm derzeit relevant und kommentierungsbedürftig erscheint – unabhängig davon, ob das Thema schon öffentlich aufgegriffen wurde oder nicht.

Der erste Teil des Workshops besteht aus dem Austausch von Interessen an, Wünschen nach und Erfahrungen mit Kommentaren, Textarbeit (zu Gedanken von Chantal Mouffé, Lucy Lippard, und Michail Bachtin) und der Auseinandersetzung mit historischen sowie zeitgenössischen Beispielen. Der zweite Teil widmet sich Formen von Netzwerken, Support und Engagement als Ausgangspunkt möglicher Modelle von Zusammenarbeit, die eine kritische Kontextualisierung des Kommentars ermöglichen.

Konzept: Fiona Geuß und Michaela Richter

TALK: RAUMREVISIONEN
Gespräch mit Annette Maechtel & Michaela Richter

Anlässlich der Finissage der Ausstellung Breaking the News präsentiert Kuratorin Michaela Richter ein Gespräch mit Annette Maechtel zu Fragen des Temporären im Hinblick auf Raumproduktionen durch künstlerische und kuratorische Projekte, die Gegenöffentlichkeiten zu schaffen suchen.

Fiona Geuß ist Kunsthistorikerin in Berlin und Doktorandin am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität. Sie forscht zu Gesprächsformaten als Bestandteil künstlerischer Praktiken seit den 1970er Jahren. Sie ist Mitbegründerin der Initiative A Public Library in Berlin.

Christina Kral untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit das transformative Potential von alltäglichen Objekten und Routinen. Durch experimentelle Formen der Vermittlung, Moderation und Kooperation untersucht sie Formate der Wissensaneignung — und entwickelt alternative, hybride Vorschläge, die auch Wissen außerhalb der anerkannten Wissensbereiche suchen, identifizieren und einbringen. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Annette Maechtel lebt und arbeitet als freie Kuratorin und Dozentin in Berlin; sie arbeitet zur Zeit an einer Dissertation zu temporären Räumen in den 1990er-Jahren in Berlin, entsprechend ihrem Interesse an Projekten, die Neu-Interpretationen von Stadt darstellen.

Michaela Richter arbeitet als freiberufliche Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin. Zu ihren Interessensschwerpunktengehören Fragen des Politischen in Kunst- und Ausstellungsproduktion, Wissens- und Sozialstrukturen herausfordernde ästhetische Strategien, kollektive Ansätze künstlerischer wie kuratorischer Praxis sowie transdisziplinäre und kritisch engagierte Formate des Kuratierens. Neben ihren kuratorischen, redaktionellen und Projektmanagement-Tätigkeiten für verschiedene Institutionen und Projekte ist sie seit 2013 Teilnehmerin des Studiengang „Kulturen des Kuratorischen“ an der HGB Leipzig.

Ein Projekt im Rahmen von „Kulturen des Kuratorischen„, einem Studienangebot der HGB Leipzig, das sich an Menschen mit unterschiedlichen disziplinären oder professionellen Hintergründen – der verschiedenen Künste, der Kulturvermittlung, der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften – wendet und anwendungsorientierte Forschungspraxis im Kuratorischen mit dessen wissenschaftlicher Reflexion verbindet.

Curatorial Practices: Fields and Techniques ist eine Projekt-Reihe von District zu aktuellen Tendenzen, Fragestellungen und Methoden des Kuratorischen. Durch die Verbindung von kuratorischen Gesten in Form sogenannter Acts und spezifischen Workshopformaten schafft die Reihe Ausgangspunkte für die Reflektion und Neubetrachtung kuratorischer Praktiken, Versuche und Haltungen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen. Ausgehend von der Frage nach zeitgemäßen Formen kuratorischer Praxis geht es darum, gegenwärtige Methoden künstlerischer und kultureller Arbeit sichtbar zu machen und zu fördern, die alternativ zu etablierten Politiken und Verfahren erweiterte, spekulative, experimentelle, situierte, engagierte und kritische Sichtweisen verfolgen. Ziel der 2014 von den Kuratorinnen Suza Husse und Michaela Richter gegründeten Reihe Curatorial Practices ist darüber hinaus die solidarische Verknüpfung von Kulturproduzent*innen unterschiedlicher Herkunft und über Disziplinen hinweg.