Karina Griffith – 2018, I + II

Karina Griffith, We Call It Love: An Oppositional Screening, Installation view, District Berlin 2018, Photos: Kim Bode.

Studio Grant 2018, I: DECOLONIZING 68

Wir freuen uns sehr, die neue District-Atelierstipendiatin Karina Griffith anzukündigen. Von Februar bis Juli 2018 wird sie bei District zu Decolonizing 68 arbeiten. Griffith forscht zu Schwarzer Deutscher Filmproduktion um 1968, die in der Geschichtsschreibung bisher eher unsichtbar geblieben ist. Ausgehend von dem Film They Call It Love (1972) des Ghanaers King Ampaw, begibt sie sich auf Spuren Schwarzer und PoC Filmemacher*innen, um die Genealogien Schwarzen Autorenkinos in Deutschland zu erweitern. In ihrem Projektvorhaben untersucht sie die dekoloniale Rolle des bewegten Bildes und geht der Frage nach wie der Apparat selbst dekolonisiert werden kann. Die Atelierstipendiatin wurde von einer diversen Expert*innenjury, bestehend aus Silvy Chakkalakal, Katharina Oguntoye, Shanti Suki Osman, Suza Husse und Andrea C. Keppler ausgewählt.

Da sich 2018 das Jahr 1968 zum fünfzigsten Mal jährt, haben wir dies zum Anlass genommen, das District-Atelierstipendium 2018, I projektbezogen auszuschreiben um sich aus dekolonialer und feministischer Perspektive mit der Student*innenbewegung im Deutschland der 60er Jahre zu befassen. Damit möchten wir die Produktion von Geschichte hinterfragen und die Bewegungen jener Zeit aus den Perspektiven ihrer anti-kolonialen, diasporischen, feministischen und Schwarzen Organisierungen (neu) erzählen. Der anhaltenden Marginalisierung dieser Geschichte(n) und ihrer sich bis heute fortschreibenden Widerstände und politischen Forderungen in den stetig reproduzierten Erzählungen von ‚68’ möchte der intersektionale Zusammenschluss der Ausstellung Kunst der Revolte // Revolte der Kunst, Offenes Haus der Kulturen e.V. Frankfurt/Main und der Kunsträume District Berlin, Arsenal Gallery Poznan und alpha nova & galerie futura sowie Peggy Piesche, Gunda-Werner-Institut, mit der Ko-Produktion künstlerischer Forschung und öffentlicher Auseinandersetzung unter dem Arbeitstitel „Decolonizing 68“ aktiv begegnen.

Die Filme und Installationen von Karina Griffith beleuchten die Themenbereiche Angst und Fantasie, wobei der Fokus oft auf ihre Relation zur Zugehörigkeit gerichtet ist. Zu ihren Interessen gehört die Erforschung der Verstrickungen zwischen Identität und migrantischer Perspektive. Dabei behilft sich Griffith der einzigartigen Weise ihrer Familie Geschichten im Karibischen Patois zu erzählen. Während des Festivals We Are Tomorrow: Visions and Retrospection on Occasion of the 1884 Berlin Conference im Ballhaus Naunynstraße moderierte sie Künstler*innengespräche und organisierte gemeinsam mit Amanda Mukasonga und Sebastian Fleary eine Sonderedition der Kiez Monatsschau.

2017 kuratierte sie das dreimonatige Festival Republik Repair: Ten Points, Ten Demands, One Festival of Reparatory Imaginings from Black Berlin. Inspiriert von CARICOMs Zehn-Punkte-Plan für gerechte Entschädigung, lud das Festival über 100 Künstler*innen, Performer*innen und Gemeindesprecher*innen dazu ein diese zehn Punkte mit den Mitteln der Performance, der Installation, des Films und der Podiumsdiskussion zu beleuchten und entwarf dabei ein lebendiges Manifest Schwarzer Stadtbürger*innenschaft.

Griffiths Arbeiten wurden unter anderem in der Juryshow Emergence 2014: International Artists to Watch in der Galerie Mytris, in der Ausstellung Normal Null /learn to swim (kuratiert von Sibylle Hofter und Sven Eggers), im Hebbel Am Ufer (mit der Trampoline Platform for New Media Art), in der alpha nova & galerie futura (mit Lerato Shadi und Melody Laverne Bettincourt), in dem Institut für Alles Mögliche (mit Bettina Semmer, Patricia Grove und Nine Yamamoto) sowie bei den Filmfestivals Lausanne Underground Film & Music Festival, MASHRome Film Festival, Antimatter Media Arts Festival und Trinidad and Tobago Film Festival gezeigt.

Sie ist Doktorandin am Cinema Studies Institute der University of Toronto, wo ihre Forschungen zur Schwarzen Autor*innenschaft im deutschen Film mit Theorien von Affekt, Intersektionalität und Kreolisierung interagieren. Sie schrieb unter anderem für die spezielle Online-Sektion zu Rasse und Inklusivität der Plattform Women in German Studies‘, Berlin Art Link und Shadow & Act. Griffith wurde eingeladen, ihre filmischen Arbeiten und Forschungen auf Konferenzen wie Gender, Affect, Neoliberalism: The Realist Turn in Contemporary German/European Cinemas (Freie Universität Berlin), Returning the Gaze II: Stories of Resistance (ERIF, Universität Innsbruck), Minority Discourses in Germany since 1990: Intersections, Interventions, Interpolations (University of Massachusetts Amherst) und an der Film Studies Association of Canada zu präsentieren. Ihre Praxis wurde vom Canada Council of the Arts und dem Saw Video Media Art Centre unterstützt.